© Santiago Engelhardt
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Rastlos, kenntnisreich und engagiert: Ein Nachruf

von Michael Schrick, Koordinationsteam der Kampagne Bergbau Peru

Rastlos, kenntnisreich und engagiert

Mathias Hohmann ist gestorben

Kaum zu glauben: mehr als zwanzig Jahre ist es her, als ich Mathias kennenlernte. Kurz zuvor war die Vereinbarung zur Städtepartnerschaft zwischen Köpenick und Cajamarca von den damaligen Bürgermeistern Dr. Klaus Ulbricht und Lucho Guerrero unterschrieben worden, da klinkte sich ein junger studierter Bergmann und Umwelttechniker ehrenamtlich in unsere Arbeit ein und half, wo er konnte. War bei Besuchen zur Stelle, dolmetschte, gab Tipps, stieß als Mitglied unserer Berliner „Geburtshelfer“-NGO KATE erste gemeinsame Projekte an. Und als 2001 die erste StäPa-Broschüre erschien, war er gleich in der Redaktion dabei und schrieb bald seinen ersten Broschürenartikel über ein Projekt zum ökologischen Landbau. Weitere Artikel folgten.

Von Anfang an galt seine Sorge den sozialen, menschenrechtlichen und Umweltfolgen des Bergbaus in Cajamarca, der seit 1993 mit der Yanacocha-Mine die damals größte Goldabbaustätte auf dem lateinamerikanischen Kontinent betrieb. Auch mich steckte er mit seiner Neugier, seinen Sorgen an. 2003 konnte ich bei einem Aufenthalt in der Partnerstadt den Kontakt mit der bergbaukritischen NGO GRUFIDES um den damaligen Pfarrer Marco Arana herstellen. Kaum hatte ich nach meiner Rückkehr darüber berichtet, konnten wir mit maßgeblicher Beteiligung der (überwiegend kirchlichen) Cajamarca-Gruppen und Trägerorganisationen wie Misereor und Caritas international die Kampagne „Bergbau Peru – Reichtum geht, Armut bleibt“ ins Leben rufen. Mathias war für ein gutes Jahr der erste Koordinator und gab wichtige Impulse. Unsere erste Broschüre zum Bergbau in Peru, 36 mit Infos, Grafiken und Bildern prallgefüllte Seiten, schrieb und layoutete er quasi im Alleingang.

Mit viel Humor und großem Engagement war er immer zur Stelle, wenn Gäste aus Peru in Berlin waren. Mit Marco verband ihn eine tiefe Freundschaft, bei jeder der vielen Bedrohungen gegen den „Teufel“, wie Marco von Yanacocha-Funktionären genannt wurde, litt er mit. Und als ein kritischer peruanischer Filmemacher einen Dokumentarfilm über den „Teufel“ Marco Arana drehte, half Mathias maßgeblich bei der Vermarktung und Verbreitung des Films in Deutschland mit. Überhaupt war der Film seine große Leidenschaft. Woher er all seine Kontakte zu lateinamerikanischen Filmemacher*innen hatte, weiß ich nicht, aber er hat nicht nur ein Dokumentarfilmfestival erfolgreich mitorganisiert.

So kam er auch in Kontakt zu den Lateinamerika-Nachrichten (LN) und dem FDCL, was ihm ein regelmäßiges Einkommen sicherte. Wenn in der Zeit mehr Artikel zu Peru als sonst in den LN erschienen, ist es Mathias zu verdanken. Auch in der Berliner Gruppe der Infostelle war er aktiv, organisierte Tagesseminare und Filmveranstaltungen.

Etwa 2014 war es, als er sich eine Auszeit von Berlin und von Lateinamerika verordnete. Er zog wieder in seine sächsische Heimat, wollte näher bei seinen Eltern in der Nähe von Leipzig sein. So wurde der Kontakt zu ihm weniger. Aber er blieb, und als wir im Mai 2016 mit zwei peruanischen Gästen beim Leipziger Katholikentag waren, war Mathias wieder zur Stelle, betreute unsere Gäste und tauschte sich intensiv mit ihnen aus.

Am 10. Mai 2020 ist Mathias Hohmann 48-jährig in Leipzig gestorben. Ich konnte es nicht glauben, die traurige Nachricht von seinem Tod zu lesen.